Psychogene Synkope: Wenn die Psyche den Körper in Ohnmacht versetzt

Herzrasen, Schwindel, verschwommene Sicht – plötzlich versagt der Körper und man findet sich bewusstlos am Boden wieder. Diese Erfahrung kann erschreckend und verwirrend sein, insbesondere wenn folgend keine offensichtliche körperliche Ursache gefunden wird. Wenn das der Fall ist handelt es sich um eine sogenannte psychogene Synkope, ein faszinierendes Phänomen, das zeigt, wie eng verbunden Körper und Geist sind.

Bewusstlos durch unbewusste emotionale Belastungen

Der Begriff Synkope ganz allgemein beschreibt einen Zustand der Bewusstlosigkeit. Der erste Impuls bei so einem Ereignis ist meistens alle körperlichen Funktionen untersuchen zu lassen. Das ist auch wichtig und richtig, jedoch kann eine solche Ohnmacht ebenso durch psychische Faktoren ausgelöst werden. Anders als bei anderen Formen der Synkope, wie z.B. der vasovagalen Synkope, liegt bei der sogenannten psychogenen Synkope keine direkte Verbindung zu Herz- oder Kreislaufproblemen vor, sondern das Gehirn reagiert unbewusst auf emotionale Belastungen, was zu einem vorübergehenden Bewusstseinsverlust führt.

Eine Bekannte Symptomatik

Im Rahmen der auftretenden Symptome wird deutlich, warum eine psychogene Synkope erstmal nicht von allen anderen Synkopen zu unterscheiden ist. Zu ihren Merkmalen gehören ebenso plötzlicher Bewusstseinsverlust, Schwindelgefühl, Benommenheit, verschwommenes Sehen, Blässe und manchmal auch Zuckungen oder Krampfanfälle.

Welche Auslöser sind bekannt?

Auch wenn es im ersten Moment nicht möglich zu sein scheint, verschiedenste psychische Belastungen können so stark auf den gesamten Körper einwirken, dass für einen Moment nichts mehr möglich ist. Folgend sind einige häufige Auslöser aufgeführt:

Emotionale Belastungen: Traumatische Erlebnisse, belastende zwischenmenschliche Beziehungen oder schwerwiegende Lebensereignisse können Reaktionen wie Angst, Stress, Trauer oder Wut hervorrufen, die wiederum zu einer psychogene Synkopen führen.

Konfliktsituationen: Ob in der Familie, am Arbeitsplatz oder in sozialen Interaktionen, Konflikte können zu starkem emotionalen Stress führen und für einen vorübergehenden Blutdruckabfall und Bewusstseinsverlust sorgen.

Phobien und Panikattacken: Menschen, die unter Phobien oder Panikstörungen leiden, sind deutlich anfälliger für psychogene Synkopen, wenn sie mit ihren Ängsten konfrontiert werden.

Traumatische Ereignisse: Bei Personen die Erfahrungen wie Missbrauch, Gewalt oder Unfälle gemacht haben kann das psychische Gleichgewicht gestört sein und eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems entstehen.

Belastende Lebensumstände: Auch ganz allgemeine Belastungen des Alltags wie finanzielle Sorgen, beruflicher Druck, Beziehungsprobleme oder chronischer Stress können das Risiko für psychogene Synkopen erhöhen, vor allem wenn sie gehäuft innerhalb von kurzer Zeit auftreten.

Wenn keine körperlichen Ursachen gefunden werden – der Weg der Diagnose

Die Diagnose einer psychogenen Synkope kann eine Herausforderung sein, da sie eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung erfordert um andere mögliche Ursachen auszuschließen. Üblicherweise geht der erste Gang zum Hausarzt, der Informationen über die Umstände der Episoden der Synkopen, vorhergehende Belastungen oder psychische Erkrankungen erfragt. Es folgt eine gründliche physische Untersuchung wie die Überprüfung des Blutdrucks, ein Elektrokardiogramm (EKG), ein Langzeit-EKG, ein Herzultraschall (Echokardiogramm), Bluttests oder eine Überweisung an einen Kardiologen. Wenn all diese Untersuchungen eine körperliche Ursache für die Ohnmachtsanfälle ausschließen wird eine psychische Bewertung durchgeführt, die im besten Fall durch einen Psychiater oder Psychologen erfolgt.

Den Geist stärken, den Körper stabilisieren: Behandlungsansätze für psychogene Synkopen

Die Behandlung einer psychogenen Synkope konzentriert sich in erster Linie auf die Bewältigung der zugrunde liegenden psychischen Belastungen und die Verbesserung des Stressmanagements:

Psychotherapie: Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie kann bei der Behandlung der psychogenen Synkope hilfreich sein, wobei Strategien erlernt werden um besser mit belastenden Situationen umgehen zu können. Es können auch traumabasierte Therapieansätze eingesetzt werden, um frühere Ereignisse zu verarbeiten.

Entspannungstechniken: Techniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen Stress abzubauen und die körperliche sowie psychische Entspannung zu fördern.

Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um Begleitsymptome wie Angst oder Depression zu lindern. Die Verwendung sollte jedoch in Absprache mit einem Arzt erfolgen und wird in der Regel als ergänzende Maßnahme zur Psychotherapie angewendet.

Lebensstilanpassungen: Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, regelmäßiger körperliche Aktivität und einer ausgewogenen Ernährung hilft sowohl dem Körper, als auch dem Geist widerstandsfähiger bei jeglichen Ereignissen zu sein.

Soziale Unterstützung: Beistand von der Familie, Freunden oder Selbsthilfegruppen kann für Menschen mit psychogener Synkope sehr hilfreich sein. Der Austausch von Erfahrungen und das Wissen, dass man nicht allein ist, können zur psychischen Stabilität beitragen.

Grundsätzlich ist es immer sinnvoll bei der Behandlung einen ganzheitlichen Ansatz mit vielfältigen Behandlungsstrategien zu wählen. Gerade wenn die Symptome schon über einen längeren Zeitraum bestehen und sehr ausgeprägt sind ist eine umfassende Betreuung durch ein multidisziplinäres Team, bestehend aus Ärzten, Psychologen und anderen Fachleuten essentiell für den Behandlungserfolg.

Quellenangaben
  • Graubner, Bernd: ICD-10-GM 2014 Systematisches Verzeichnis: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Köln, 2013.
  • Michels, Guido: Klinikmanual Innere Medizin. Heidelberg, 2010.
  • Stierle, Ulrich & Hartmann, Franz: Klinikleitfaden Kardiologie. München, 2020.
  • Studt, Hans Henning & Petzold, Erst R.: Psychotherapeutische Medizin: Psychoanalyse – Psychosomatik – Psychotherapie. Ein Leitfaden für Klinik und Praxis. Berlin, 2013.
Christiane von Falkenhayn
Leitende Psychologin, Approbierte psychologische Psychotherapeutin Christiane von Falkenhayn
Dipl.-Psych. Christiane von Falkenhayn ist eine versierte leitende Psychologin und approbierte psychologische Psychotherapeutin, die sich durch ein tiefgehendes Verständnis verschiedener psychotherapeutischer Ansätze auszeichnet. Ihre Expertise umfasst spezialisierte Techniken in Verhaltenstherapie, Systemischer Therapie, Dialektisch Behavioraler Therapie und Traumatherapie. Durch ihr Studium der Psychologie an der Universität Trier und kontinuierliche Weiterbildungen erlangte sie umfassende Kenntnisse, die sie in ihrer Rolle als Leitende Psychologin in der LIMES Schlosskliniken AG täglich anwendet. Besonders geschätzt ist Christiane von Falkenhayn für ihre Empathie, mit der sie eine Atmosphäre des Vertrauens und der persönlichen Entwicklung schafft.

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