Vor drei Jahren bin ich das erste Mal so richtig in die Falle meines eigenen Verstandes getappt. Es ging mir nicht gut, ich war überlastet und voll. Voll mit Gedanken, Grübeleien, Überlegungen, Sorgen, Hypothetischem, Vorwürfen, Verboten und noch vielem mehr. Es kam wie es kommen musste: Nach einem Zusammenbruch erfolgte die Diagnose: Schwere depressive Episode.
Das belastendes Symptom war in meinem Fall das Grübeln. Als ich die Augen morgens aufschlug begann ich damit. Und dann ging es rund. Hin und her und hin und her habe ich mein Leben gedanklich gewälzt, Optionen entwickelt und wieder verworfen und mich selbst gequält. Ablenken konnte ich mich überhaupt nicht. Gedanken sind nicht willentlich zu stoppen, das musste ich bitter erfahren. Mit den Gedanken Frieden schließen Es gibt aber eine Möglichkeit, mit sich selbst und seinen wild umher kreisenden Gedanken Frieden zu schließen. Ich habe diese Möglichkeit entdeckt, nachdem ich mich von der Depression ein wenig erholt habe: Die Möglichkeit heißt Meditation.
Nein, ich bin nicht auf einmal esoterisch geworden oder habe mich fadenscheinigen Gurus angeschlossen. Ich habe gelernt, zu meditieren und diese Praxis nach und nach in meinen Alltag integriert. Wie das geht und was es bringt, das möchte ich Ihnen nun schildern.
Meditation begleitet die Menschheit schon immer. Jede Religion enthält eine oder mehrere Formen der Meditation, z.B. das Gebet. Bewegungen und Sportarten, die intensiv ausgeführt werden, sind ebenfalls meditativ. Viele kreative Betätigungen erleben wir außerdem wie eine Meditation. Denn Meditation bedeutet, bei sich zu sein und über einen gewissen Zeitraum bewusst bei sich selbst zu bleiben.
Die Forschung zur Meditation hat in den letzten Jahren eine Menge Aufwind bekommen. Es sickert auch in unseren hektischen Lebensstil durch, dass Meditation und die damit verbundene Ruhe Vorteile für uns im Gepäck hat. Studien und verschiedene wissenschaftliche Artikel belegen die Wirksamkeit der Meditation zur Reduktion psychischer Symptome, Schmerzreduktion und Stressbewältigung.
Im weiteren Verlauf des Beitrags finden Sie einen detaillierten Guide zur ersten Erfahrung mit Meditation. Mit dieser Anleitung können Sie in Ihre erste Meditationserfahrung starten. Doch zunächst soll es um das Grundprinzip der Meditation gehen. Beim Meditieren wird über einen selbstgewählten Zeitraum (von einer Minute bis hin zu Tagen) ein Fokus gehalten. Der Fokus liegt bei der Meditation auf unserem Inneren. Die Essenz des „Sein“ wird erspürt. Das hört sich kompliziert an, ist es aber gar nicht so sehr.
Wichtig: Es geht nicht darum, über sich selbst zu sinnieren oder zu grübeln. Im Gegenteil: Es geht darum, einfach da zu sein. Es gibt kein Ziel, außer einem Moment der Ruhe und des puren Seins. Man gelangt durch Meditation nicht zu der „Erkenntnis“, wie man im Leben zu Glück gelangt. Man bereitet aber einen fruchtbaren Boden dafür, das Glück, und sei es noch zu klein, besser wahrnehmen zu können.
Um ganz bei sich zu bleiben, sucht man sich (vor allem am Anfang) am besten einen Anker. Praktischerweise hat wirklich jeder von uns einen solchen Anker, nämlich den eigenen Atem. Er ist immer da, wir müssen nichts Besonderes dafür tun. Bei der Meditation hält uns die Wahrnehmung des Atems bei uns. Allein durch die Tatsache, dass wir alle atmen, ist Meditation wirklich für jeden geeignet. Das sind doch gute Neuigkeiten, oder?
Tipp: Auch Atemübungen sind im Grunde genommen meditativ und eignen sich wunderbar als Einstieg.
Lesen sie hier Wissenswertes über Atemübungen.
Gedanken, Gefühle und sonstige Empfindungen werden während der Meditation zur Kenntnis genommen, aber nicht bewertet. Bei der Meditation lässt man alles was kommt ziehen, ohne es groß zu beachten. Der Atem hilft uns dabei: Wenn wir merken, dass wir abschweifen und abgelenkt sind, können wir einfach zum Atem zurückkehren und von neuem beginnen, uns zu fokussieren.
Auch wenn es nur für Sekundenbruchteile klappt, dass wir bei uns sind, weil uns unsere Gedanken immer und immer wieder aus dem Fokus zerren, gilt immer folgender Leitspruch: „Jede Meditation ist eine gute Meditation.“ Denn wenn wir lernen, zu merken, dass wir von Gedanken und Gefühlen weggezogen werden, dann ist das bereits ein Schlüssel. Wir können uns nämlich entscheiden: Lasse ich mich wegziehen in die Weite meines Geistes oder kehre ich zurück zu mir? Folge ich meinem Verstand wie ein treues Hündchen, oder entscheide ich mich bewusst dagegen?
Ich bin gerne gut in dem, was ich tue. Ich habe einen hohen Leistungsanspruch. Ich denke, vielen geht es heutzutage ähnlich. Diese Einstellung ist auch nicht per se schlecht, denn sie hat mich im Leben schon weit gebracht. Bei der Meditation darf ich diesen Perfektionsanspruch aber zur Seite legen. Ich darf sanft zu mir sein und mich liebevoll betrachten. Wenn die Gedanken wieder in ihr Karussell einsteigen, dann nehme ich mich sanft an die Hand und steige aus dem Karussell aus.
Sie können in vollkommener Stille meditieren, aber auch (z.B. bei Spotify) die passende Musik für Sie finden. Manche mögen auch die angeleitete Meditation lieber, da es Ihnen so leichter fällt, sich auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren. Hier bietet sich die Achtsamkeitsmeditation an, die in der Regel angeleitet wird. Sie können sich auch selbst ein Mantra vorsagen. Auch das kann sehr fokussierend sein. Mein Lieblingsmantra stammt aus dem Buch „Das Achtsamkeitstraining“ von Marc Williams:
„Möge ich frei sein von Leid. Möge ich gesund sein und heil. Möge ich mein Leben mit Leichtigkeit leben können.“
Hocker, Boden, Stuhl… Was auch immer behagt Für mich persönlich hat sich das Bett als wenig förderlicher Ort für die Meditation angeboten. Ich neige dazu, direkt wegzunicken. Im Schneidersitz habe ich auch Schwierigkeiten, da mir die Füße einschlafen. Also setze ich mich meistens auf ein großes Kissen oder auf ein Meditationsbänkchen (für alle Handwerker unter Ihnen: Das Bänkchen lässt sich gut selber schreinern!).
Geben Sie der Meditation eine Chance Ich kann wirklich nachvollziehen, dass Sie skeptisch sind. Aber vielleicht hat Ihnen der Artikel ein wenig Lust gemacht, es einfach mal auszuprobieren? Viele von uns streben zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit. Wir würden so gerne zu unserer Mitte finden. Ich finde, die Meditation ist doch eigentlich eine ziemlich simple Methode, diese Wünsche zu erfüllen, nicht wahr? Geben Sie der Meditation die Chance, Ihr Leben zu bereichern. Schaden anrichten kann sie nicht.
Ich weiß nicht, was mir das Leben bringt. Vielleicht noch eine depressive Episode? Vielleicht Gesundheit bis ans Lebensende? Ich weiß nur, dass Meditation mich für alle Lebensumstände wappnet: Ich lerne, das Gute mehr wahrzunehmen und das Schlechte ziehen lassen zu können. Dadurch stellt sich eine Balance in meinem Leben ein, die ein guter Ausgangspunkt für alle Überraschungen und Herausforderungen ist!
Kategorien: Therapie