von Dr. Gerhard Hofweber
Die Beiträge zur Philosophie der psychischen Gesundheit reflektieren unser Gefühlsleben, seine Störungen und seine Ordnung aus einer philosophischen Perspektive heraus. Die philosophische Betrachtung eröffnet neue Blickwinkel, lädt uns ein, bekannte Dinge neu zu betrachten und somit uns und die Welt neu kennen zu lernen. Sie kann einen therapeutischen Prozess nicht ersetzen, aber sehr wohl unterstützen und damit sehr hilfreich für Ihren individuellen Erkenntnis- und Genesungsprozess sein.
Jeder Mensch will erfüllt und glücklich leben. Wir alle haben den Wunsch, dass unser Leben gelingt, dass es heiter, schön, leicht, sinnvoll und befriedigend ist. Aber um dieses Ziel erreichen zu können, reichen Wünschen und Wollen allein nicht aus. Man muss sich auch selbst dazu befähigen, es erreichen zu können. Erfülltes Leben muss man nicht nur wollen, sondern auch können. Das ist nicht nur nicht einfach, sondern sehr schwer. Alle wollen es, nur wenige finden es. Von diesen im wahrsten Sinne des Wortes Glücklichen wird es wohl nicht viele geben. Dies widerspricht allerdings dem Bild, das der heutige Mensch von sich und von seinen Mitmenschen hat. Denn die meisten würden ja von sich selbst behaupten, dass sie durchaus glücklich seien und es ihnen sehr gut gehe. Aber dies ist im Grunde nur ein Scheinglück, welches nach außen präsentiert wird, nicht ein wahres Glück, was tief im Inneren empfunden wird. Wenn wir uns an dem äußeren Anschein orientieren, sind wir von einem ständig zur Schau gestellten Scheinglück umgeben. Nun kann freilich jeder für einen Moment und für ein Foto schön und glücklich aussehen. Aber dies sind nur einzelne Momente ohne Substanz. Ob ein Mensch tatsächlich glücklich ist, können wir von außen nicht erkennen. Dazu müssten wir in sein Inneres blicken können und dies ist nicht möglich. Und auch wir selbst müssen einen Zugang zu unserem Inneren, unseren inneren Gefühlen haben, wenn wir die Frage ernsthaft beantworten können wollen, ob wir glücklich sind.
Insgesamt ist in unserer Gesellschaft ein Verlust an Lebensfreude zu bemerken. Das bloße Leben als Leben wird zunehmend als anstrengend empfunden. Die Unbeschwertheit, die Heiterkeit und die gesunde Neugier auf das Leben fehlen häufig. Psychische Krankheiten wie die Depression nehmen zu. Für den glücklichen Menschen dagegen ist das Leben leicht und er lebt es heiter und frei von Furcht.
Es ist zwar verständlich, wenn in einer Gesellschaft, in der Glücks- und Erlebniszwang herrscht, viele versuchen wenigstens den Anschein des Glücklichseins zu erzeugen, aber dies schafft keine Befriedigung, sondern erhöht nur den Druck. Denn je stärker wir nach außen den Anschein erwecken wollen, glücklich zu sein, ohne das Glück tatsächlich zu erleben, um so leerer werden wir innerlich. Damit werden wir aber noch anfälliger für psychische Krankheiten, denn wir verschwenden unsere Energie auf die falschen Dinge. Dies kann zu innerem Rückzug, zum Burnout oder massiven Angststörungen führen. Es ist egal, wie viele lachende, gut aussehende, scheinbar zufriedene Menschen uns in den sozialen Medien entgegengehalten werden – für die tatsächliche Haltung zum Leben ist dies ohne Bedeutung. Was wir sehen, ist ja nur die Oberfläche. Der innere Kern drückt sich zwar auch in dieser aus, aber er bleibt doch im Inneren verborgen. Dieser innere Kern ist der Ort, an dem sich entscheidet, ob wir glücklich sind oder nicht.
Dies entspricht auch der Struktur unseres Gefühlslebens. Gefühle lassen sich nicht nur durch ihren Inhalt und ihre Intensität unterscheiden, sondern auch durch ihre Tiefendimension. Der Philosoph und Soziologe Max Scheler hat dies die „Schichtung des emotionalen Lebens“ genannt. Unser Gefühlsleben ist in Schichten aufgebaut. Wir können uns das vorstellen wie den Aufbau der Erdkugel. Auch dort gibt es eine Oberfläche und darunter verschiedene Schichten, Gesteinsschichten bis hin zum flüssigen Kern. Der innere Aufbau der Erdkugel wird in vier Schichten unterschieden, die vor allem durch ihre unterschiedliche Dichte charakterisiert werden. Zufälligerweise unterscheidet Scheler den Aufbau unserer Gefühlsschichten auch vierfach und Dichte spielt dabei auch eine gewisse Rolle. Dies ist bei unseren Gefühlen so gemeint, dass die Dichte der Gefühle auch der Tiefe entspricht, welche wir in der jeweiligen Gefühlsschicht erleben. Die beiden äußeren Schichten sind auf den Leib bezogen, die beiden inneren auf unser Seelenleben.
Die äußerste Schicht, die sinnlichen Gefühle, beziehen sich auf eine mehr oder weniger bestimmte Stelle am Leib. Dies erfahren wir z. B. beim Zahnschmerz, der auf den Kopf ausstrahlen kann, nicht aber auf die Beine. Oder beim Genuss eines schönen Essens, den wir leiblich erfahren. Diese Gefühle sind allein auf das Angenehme und Unangenehme bezogen. Sinnliche Gefühle sind herstellbar. Wenn ich etwas Bestimmtes, das ich mag, einen bestimmten Wein trinke, der mir etwas bedeutet, dann erzeuge ich damit angenehme Gefühle. Dasselbe geschieht umgekehrt mit unangenehmen Gefühlen. Das ist auch der Grund dafür, warum sich alles Produzieren von angenehmen oder unangenehmen Gefühlen auf diese Gefühlsebene bezieht. Wichtig ist auch, dass auf dieser Ebene Ablenkung hilft. Wenn ich beispielsweise Zahnschmerzen habe, dann hilft es mir, einen Film zu gucken, ein Buch zu lesen, kurz, mich abzulenken, um den Schmerz für eine bestimmte Zeit zu vergessen. Danach hat er möglicherweise nachgelassen. In aller Regel sind diese Gefühle auch für mich bestimmbar, denn sie drängen sich auf.
Schon bei der nächsten Ebene ist es anders. Die Erkenntnis ist von größter Wichtigkeit, dass genau dies, was für die eine Ebene gilt, für die andere gerade nicht gilt oder sogar konträr dazu ist. Der therapeutische Fortschritt und damit der Weg zurück zur psychischen Gesundheit hängt wesentlich davon ab, dass der Umgang mit unseren Gefühlen so geschieht, wie es für die jeweilige Gefühlsebene angebracht ist. Der seelische Schmerz braucht einen anderen Umgang als der leibliche. Dies betrifft zum einen die Intervention des Therapeuten, zum anderen aber ganz entscheidend auch das Verständnis, wie wir selbst mit unserem Gefühlsleben umgehen können, so dass die psychische Gesundheit stabil bleibt.
Die zweite Gefühlsebene ist die des Leibes insgesamt. Das sind Gefühle, die sich auf den ganzen Leib beziehen und auch leiblich erfahren werden. Das sind z. B. Gefühle wie Müdigkeit oder Aufgedrehtsein. Diese Gefühle erstrecken sich auf den ganzen Leib. Gleichzeitig bestehen sie parallel zu den sinnlichen Gefühlen. Innerhalb einer Ebene neutralisieren sich die Gefühle. Zwischen den Ebenen aber nicht. So kann ich müde sein und trotzdem ein gutes Glas Wein genießen. Scheler stellt dies so dar, dass sich die leibliche Ebene am besten von selbst organisiert und nicht groß beachtet werden muss. Damit widerspricht er unserem Alltag, in welchem gerade die leiblichen Gefühle sehr ernst genommen und ständig besprochen werden. Damit werden sie aber überbewertet. Ein glücklicher Mensch bleibt auch glücklich, wenn er müde ist und einem unglücklichem Menschen geht es nicht wirklich besser, wenn er aufgedreht ist. Beides reguliert sich aber von alleine. Einmal früher ins Bett gegangen oder richtig gut geschlafen und die Müdigkeit ist verschwunden.
Das sind die beiden äußeren Schichten, die sich auf den Leib beziehen. Die beiden nächsten Schichten beziehen sich dagegen auf das Ich und auf das Personsein des Menschen. Diese beiden Schichten machen das Menschsein in gewisser Weise kompliziert. Aber dies liegt eben daran, dass es nicht leicht ist, als Mensch glücklich zu sein, weil Menschsein eine so tiefe Bedeutung hat.
Die nächste Schicht nennt Scheler die Ich-Gefühle. Damit will er ausdrücken, dass diese Gefühlsebene eine größere Nähe zum Ich und zu unserer Individualität hat. Hier haben wir die Ebene der seelischen und emotionalen Gefühle erreicht. Diese Ebene ist sehr verletzlich und fast bei uns allen haben auf dieser Ebene Verletzungen statt- gefunden. Dazu zählen Trauer, Schmerz, Verzweiflung ebenso wie Lebensfreude, Bejahung, Heiterkeit. Ganz anders als bei den sinnlichen Gefühlen lässt sich diese Ebene nicht herstellen. Sie entsteht aufgrund meiner seelischen Disposition und den erlebten Ereignissen von allein. Ablenkung hilft auf dieser Ebene gerade nicht, sondern ist kontraproduktiv. Wenn ich z. B. in Trauer bin, weil ein für mich wichtiger Mensch gestorben ist, so hilft mir ein Glas Wein oder ein lustiger Abend nichts. Ich muss mich der Trauer hinwenden und sie durchleben, damit sie heilt und vergeht. Dies bedeutet aber nicht, dass ich ein gutes Glas Wein nicht angenehm empfinde. Das Angenehme ist wahrnehmbar, aber es berührt die Ebene der Trauer nicht. Hierbei zeigt sich ein wichtiger Grundsatz: Die Ebenen der Gefühle sind semipermeabel. Sie sind nur auf dem Weg von innen nach außen durchlässig, so wie wir dies von den Poren unserer Haut kennen. Nicht aber anders herum. Das heißt in unserem Beispiel, dass die Trauer auf die sinnliche Ebene der Gefühle wirkt, nicht aber die sinnliche Ebene auf die Trauer. Auch wenn ich das Glas Wein genieße, bin ich immer noch in Trauer. Umgekehrt färbt die Trauer auf den Genuss des Glases Weins ab. Dies gilt ebenso für die positiven Gefühle auf der Ebene der Ich-Gefühle. Wenn ich verliebt bin, strahlt das auf alles aus und selbst der langweilige Wein schmeckt mir auf einmal ganz gut.
Alles nun, was wir im Wesentlichen an Positivem und Negativem in unserer seelisch-emotionalen Entwicklung erlebt haben, hat in dieser Ebene der Ich Gefühle stattgefunden. Wenn wir unser Leben ordnen und glücklich leben wollen, so müssen alle Verletzungen auch auf dieser Ebene oder auf einer tieferen Ebene gelöst werden. Dies auf einer der äußeren Ebenen zu lösen ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Bin ich z. B. als Kind schwer misshandelt worden, so kann ich schon versuchen als Erwachsener nicht mehr daran zu denken und mein Leben durch intensive Erlebnisse auf der Ebene der sinnlichen Gefühle zu leben, indem ich mich ständig um angenehme Gefühle bemühe. Faktisch machen das auch viele und es ist so gesehen ganz normal. Psychologisch gesehen ist dies aber nichts anderes als Verdrängung. Mit der Strategie der Verdrängung ist es nicht möglich erfüllt zu leben, denn der Schmerz auf der tieferen Ebene kann auf der äußeren Ebene nicht geheilt werden. Geheilt wird er nur durch die Hinwendung und nur diese macht die Versöhnung mit der Vergangenheit möglich, welche essentiell für ein erfülltes Leben ist. Drei Aspekte sind auf der Ebene der Ich-Gefühle besonders wichtig:
Drei Aspekte sind auf der Ebene der Ich-Gefühle besonders wichtig:
Psychische Erkrankung bedeutet ein gewisses Maaß an Leiden. Dies kann sich einerseits auf den Erkrankten selbst beziehen, andererseits auf das Leiden, dass er durch sein Verhalten anderen zufügt. Beides hängt stark vom Krankheitsbild ab. Bei einer Angststörung z. B. liegt das Leiden meist bei der betroffenen Person, bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung eher bei den anderen Personen, welche sich im direkten Umfeld der erkrankten Person befinden. Das eine schließt das andere natürlich nicht aus. Auch eine Person mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung kann selbst einen hohen Leidensdruck haben. Oft ist dies aber nicht der Fall, sondern die Personen im Umfeld der erkrankten Personen haben den Leidensdruck durch das Verhalten derselben. Interessanterweise lässt sich die Depression hier nur schwer einordnen. Denn die an Depression erkrankte Person hat sicherlich für sich selbst einen hohen Leidensdruck. Es ist aber nicht zu vernachlässigen, dass auch das nächste Umfeld einer an Depression erkrankten Person einen hohen Leidensdruck hat. Dies alles ist vollkommen deskriptiv und nicht normativ gemeint. Es geht um die Beschreibung und das Verständnis der psychischen Erkrankung und ihrer Heilung, nicht um eine irgendwie geartete Verurteilung oder Schuldzuweisung. Wenn wir also davon ausgehen, dass die psychisch erkrankte Person für sich oder deren unmittelbares Umfeld einen gewissen Leidensdruck haben, so kann dieses Leben nicht als erfüllt angesehen werden. Zuerst muss dieser Leidensdruck verschwinden, bevor das Leben als glücklich und erfüllt erlebt werden kann. Dies geschieht aber durch die Behandlung in dafür kompetenten Einrichtungen. Solange eine psychische Erkrankung vorliegt, ist es wichtiger, sich mit der Heilung derselben zu befassen, als mit den großen philosophischen Themen der Menschheit. Der Psychiater oder der Therapeut sind die Experten für die Heilung der psychischen Erkrankungen. Der Philosoph – wenn er denn zurecht so bezeichnet werden darf – kann dem psychisch gesunden Mensch den Weg zur Weisheit und Erfüllung zeigen.
Es gibt Lebenskrisen, welche uns schwer zusetzen und an den Rand der Verzweiflung bringen können. Diese Krisen – so unangenehm sie für uns auch sein mögen – dürfen jedoch nicht als psychische Krankheiten aufgefasst werden. Wenn uns der geliebte Partner plötzlich verlässt, wenn ein von uns geliebter Mensch plötzlich verstirbt, wenn uns unser eigenes Kind durch einen tragischen Unfall oder eine Krankheit entrissen wird: Dies alles bringt uns an die Grenze unserer psychischen Belastbarkeit. Auch der Verlust der Arbeitsstelle, die Insolvenz unseres Unternehmens, das Auftreten einer schweren Krankheit können uns in eine schwere Krise stürzen. Die Krise und der damit verbundene Schmerz ist hierbei jedoch der adäquate Ausdruck der Situation. Die Zeit ist dann schwer. Dies hat mit Krankheit nichts zu tun, denn der Schmerz ist der adäquate Ausdruck der tatsächlichen Situation. Bedenklich wäre es eher, wenn man selbst trotz solcher Umstände seinen Tagesablauf so weiter führte, als ob nichts geschehen wäre. Dies sollte Sie nachdenklich stimmen und dazu animieren, eine professionelle Expertise zu Rate zu ziehen. Aus der zwar schweren, an sich aber gesunden Reaktion, kann sich aber auch eine Krankheit entwickeln. So kann sich eine angemessene Trauer langfristig zu einer schweren Depression entwickeln. Beides mag sich gleich anfühlen, aber es handelt sich um unterschiedliche Sachverhalte. Auch hier ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen, um für sich selbst erkennen zu können, in welchem Zustand ich mich befinde.
Falls Sie psychisch erkrankt sein sollten, ist es wichtig, die Krankheit behandeln zu lassen. Suchen Sie sich professionelle Hilfe beim Therapeuten oder in einer psychiatrischen oder psychosomatischen Klinik. Leider ist es immer noch so, dass es eine gewisse Scheu gibt, sich psychiatrisch behandeln zu lassen, aber diese ist unangebracht. Niemand erkrankt ja seelisch ohne Ursachen oder ohne Verletzungen der Ebene der Ich-Gefühle. Ebenso wie ich meine körperliche Leiden durch Ärzte und Experten behandeln lasse, ist es auch notwendig, die psychischen Krankheiten von Experten professionell behandeln zu lassen. Es gibt aber noch einen anderen Grund, welcher die Behandlung der psychischen Krankheiten durch Experten notwendig macht und dieser ist ein philosophischer Grund, welcher mit der Natur unseres Selbstbewusstseins zu tun hat. Denn jeder Mensch ist ja in der Lage, sich selbst zu betrachten und über sich nachzudenken.
Zwar können wir dies alle, aber wir können uns auf diese Weise nicht selbst erkennen und oftmals haben wir nicht einmal einen klaren Blick auf unsere Situation und auf unsere Probleme: Der Grund dafür liegt darin, dass ich bei der Betrachtung meiner selbst Subjekt und Objekt zu gleich bin: Zum einen bin ich der, welcher betrachtet wird und in diesem Sinn bin ich Objekt. In der Selbstbetrachtung mache ich mich so zum Objekt meiner Erkenntnis. Aber zugleich bin ich es auch selbst, welcher die Tätigkeit der Betrachtung vollzieht. Ich bin das Objekt der Erkenntnis und zugleich das Subjekt der Erkenntnis. Dieses Subjekt der Erkenntnis – welches ich selbst bin – entzieht sich aber meinem Blick. Es ist wie das Auge, welches alles sieht, nur nicht sich selbst.
Wenn ich nun psychisch erkrankt bin und über mich selbst nachdenke, so ist es nicht so, dass nur das Objekt meiner Erkenntnis (ich) erkrankt ist, sondern das Subjekt der Erkenntnis (ich) ist es ebenso. Dies hat zur Folge, dass die ganze Betrachtung meiner selbst durch und durch von der psychischen Krankheit geprägt ist. Es gibt keinen objektiven Blick auf mich selbst, welcher nicht durch und durch subjektiv ist! Wenn sich das psychisch erkrankte Individuum subjektiv für gesund hält und sich alle persönlichen Schwierigkeiten und schwierige Verhaltensweisen mit problematischen Umständen in der objektiven Welt erklärt, so ist dies als ein klares Anzeichen der Erkrankung zu sehen. Ein Psychiater oder Therapeut wird dies sofort erkennen und das Krankheitsbild diagnostizieren können. Darüber kann sich der psychisch erkrankte Mensch aufklären lassen und sich dann in Behandlung begeben. Ihm allein wird diese Diagnose nicht möglich sein. Dem Psychiater ist übrigens der objektive Blick auf sich selbst auch nicht möglich. Auf den Klienten dagegen hat er den kompetenten objektiven Blick und dieser ist extrem wichtig, falls Sie psychisch erkrankt sein sollten.
Unser Glück hängt also wesentlich mit unseren Gefühlen auf der Ebene der Ich-Gefühle zusammen. Wenn auf dieser Ebene unbewältigte Schmerzen und ungelöste Probleme vorhanden sind, ist ein erfülltes Leben nicht möglich. Die Ebene der Ich-Gefühle ist die Ebene, welche in einem psychiatrischen oder therapeutischen Prozess behandelt wird. Damit dieser Prozess und damit eine Versöhnung mit der Vergangenheit gelingen kann braucht es drei Elemente:
1. Das Erkennen und Anerkennen der bestehenden Probleme.
2. Ein professionelles Umfeld mit kompetenten Leuten, welche Sie unterstützen.
3. Ihr Zutun.
Jeder therapeutische Prozess kann nur gelingen, wenn Sie sich selbst den Problemen stellen und bereit sind, sie zu überwinden. Dies erfordert Ihre Hinwendung und die Bereitschaft, die Probleme gehen zu lassen und ein neues Lebensgefühl zu entwickeln, welches einen höheren Grad an Erfüllung und Glück beinhaltet. Für das bessere Verständnis des erfüllten Lebens ist es hilfreich, wenn wir dieses aus einer tiefen philosophischen Perspektive betrachten. Diese kann uns dann gelingen, wenn wir uns mit der vierten und tiefsten Gefühlsebene beschäftigen, den Selbst-Gefühlen. Da diese nicht leicht zu begreifen ist, möchte ich ihr einen separaten Beitrag widmen.