Burnout bei Müttern: Wenn die Superkräfte ausgehen

Mutter zu sein hat es in sich. Es ist eine Aufgabe, an die sich jede Frau erstmal gewöhnen muss. Nach der Geburt eines Kindes steht das Leben Kopf. Selbst wenn das Umfeld nach Kräften unterstützt und die Rahmenbedingungen passen, ist die Mutterrolle ein enormer Stresstest. Kommt dann nach der Elternzeit die Rückkehr in den Job dazu, wächst der Belastungsberg manchmal auf ungeahnte Ausmaße an. Und das bisschen Haushalt? Regelt sich nun mal nicht von allein! Vorweg gesagt, ein bisschen Stress schadet uns noch nicht, sondern treibt uns zu Höchstleistungen an.

Mit dem Stress ist es ein bisschen wie mit der heißgeliebten Schokolade: In Maßen ist er völlig in Ordnung, aber kiloweise ist er schlecht für unsere Gesundheit. Wenn die Stressbelastung in der Mutterrolle über einen längeren Zeitraum konstant zu hoch ist, kann das zu einem Burnout bei Müttern führen.

Burnout als Mutter – Wenn die Superkräfte ausgehen

Mütter als Superheldinnen zu bezeichnen ist kaum untertrieben. (Möglichst) elegant managen sie ein kleines Unternehmen namens Familie und sind dabei gleichzeitig Telefonistin, Chauffeurin, Beraterin, Moderatorin, Schlichterin, Anwältin, Köchin, Dekorateurin und vieles mehr. Nicht zu vergessen: Viele Mütter üben auch ihren vorherigen Beruf nach der Elternzeit weiter aus. Zwar oft in reduzierter Stundenzahl, aber die so gewonnene Zeit kann wohl nur selten als Freizeit betitelt werden.

Hohe Ansprüche an die Mutterrolle Wir möchten Ihnen nun zwei Gestalten vorstellen, die in vielen Köpfen ihr Unwesen treiben. Fast keiner ist vor ihnen gefeit, aber Mütter haben ein noch höheres Risiko, von diesen beiden Nervensägen innerlich geschubst und gedrängt zu werden. Wir präsentieren:

Die innere Antreiberin

Unsere innere Antreiberin hält uns auf Trab. Sie kann uns wirklich jede Ruhepause vermiesen mit Schlachtrufen wie:

„Sei schnell!“„, „Sei perfekt!“, „Sei stark!“, „Sei beliebt!“, „Streng dich an!“, „Sieh gut aus!“


Manchmal ist sie nützlich und wir brauchen ihre motivierenden Zurufe. Aber oft übertreibt sie auch und lässt uns gar nicht mehr erkennen, wann wir eigentlich Ruhephasen benötigen. Mehr zu der inneren Antreiberin finden Sie übrigens in der Transaktionsanalyse (Form der Psychotherapie).

Die innere Kritikerin

Wir tun unser Bestes und machen einen sehr guten Job. Aber die innere Kritikerin ist nie zufrieden und schimpft:

„Das hast du nicht gut gemacht!“, „Anna kann das viel besser als Du!“, „Du denkst, dass reicht jetzt so?“

Hören Sie mal bei sich genauer hin: Was sind die Standardsprüche Ihrer inneren Kritikerin? Womit trifft sie Ihren persönlichen wunden Punkt?

Diese inneren Stimmen können ganz schön nervig sein, stimmts? Kommen sie dann auch noch mit sehr hohen Erwartungen an sich selbst und an die Rolle als Mutter einher, ergibt sich eine hochexplosive Mischung und das Risiko für ein Mama Burnout steigt.

Mental Load: Mütter haben alles im Kopf

Ein weiteres interessantes Phänomen ist der Mental Load, d.h. die geistige Ladung. Die Köpfe von Müttern sind oft vollgestopft. Der Familienterminkalender ist dort abgespeichert, die Öffnungszeiten von Kita, Frisör und Fahrradladen, die Hosengröße der Kleinsten, der Einkaufszettel von vorgestern, die kaputte Glühbirne im Bad, die To Do Liste auf der Arbeit… Wie soll man sich da noch auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren und entspannen?

Wie Sie die Anzeichen eines Burnouts bei Müttern erkennen

Ist der Stress zu groß, macht sich das in Körper und Geist bemerkbar. Die Akkus laden selbst bei längeren Pausen nicht mehr auf und der Erschöpfungszustand wird chronisch. Die Symptome eines Burnouts sind von Mutter zu Mutter unterschiedlich, aber es lassen sich typische Muster erkennen:

  • Erschöpfung, innere Leere und Niedergeschlagenheit
  • Gereiztheit, Nervosität und Unruhe
  • Wutanfälle und Tränenausbrüche
  • Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Kreislaufprobleme
  • Libidoverlust

Der Begriff Burnout ist vor allem aus der Arbeitswelt bekannt und wir denken spontan eher an gestresste Top-Managerinnen, Lehrerinnen oder Karrierefrauen. Für die Diagnosestellung ist es seit dem Jahr 2019 auch notwendig, dass die Erkrankung aus einer zu hohen Belastung im Arbeitskontext resultiert. Vielleicht tun sich manche noch schwer, das Muttersein als Arbeit anzusehen (sogar die Mütter selbst). Es ist aber ein Fulltime-Job und daher ist auch in diesem Kontext der Begriff Burnout bei Müttern zutreffend. Gerne können Sie sich hier weiter über das Thema Burnout informieren.

Burnout-Vorbeugung für Mütter

Die Arbeitsbelastung ist bei Müttern hoch und lässt sich auch nicht beliebig reduzieren. Manche Verpflichtungen müssen eingehalten werden und Kinder brauchen nun mal Erziehung, Fürsorge und Liebe. Um dem „seelischen Ausbrennen“ vorzubeugen, gibt es aber einige Tipps & Tricks, die man bei einem Burnout als Mutter beherzigen kann:

  • Die eigenen Grenzen kennen und Frühwarnsymptome für Stress wahrnehmen.
  • Die Achtsamkeit für das eigene Empfinden schulen.
  • Nein sagen lernen: Kein Mensch muss alles tun, was im aufgetragen wird!
  • Die innere Antreiberin und innere Kritikerin kennen und ihnen nicht blind folgen.
  • Um Hilfe bitten und Hilfe annehmen.
  • Sich Schwäche und Verletzlichkeit zugestehen.
  • Zeit für sich selbst einplanen.
  • Zeit zum Nichtstun einplanen.

Schon zu spät? Die Behandlung des Mama-Burnouts

Wenn die Stressbelastung bereits zum Burnout geführt hat, braucht es professionelle Hilfe. Denn allein kann man sich kaum aus der Spirale aus Stress und Erschöpfung befreien. Allein das Eingeständnis, dass Hilfe benötigt wird, ist schon eine wahnsinnige Leistung und der erste Schritt in die richtige Richtung. Denn obwohl viele Mütter denken, sie seien die Einzigen, die unter der Last der Mehrfachbelastung als Mutter zusammenbrechen, ist dies nicht der Fall. Viele Kliniken bieten daher spezielle Programme für einen Burnout bei Müttern an, beispielsweise im Rahmen einer Mutter-Kind Kur oder während eines Aufenthalts in einer psychosomatischen Klinik.

Sich etwas erlauben

Vielleicht haben Sie sich beim Lesen des Artikels wiedererkannt und einen Mama Burnout bei sich festgestellt. Vielleicht sind Sie eine Superheldinnen-Mama, deren innere Antreiberin und innere Kritikerin aber ganz schön laut im Kopf rumoren?

Dann haben wir zum Abschluss noch eine Idee für Sie: Der Antreiberin und der Kritikerin können Sie den Wind aus den Segeln nehmen, indem Sie sie so oft es möglich ist durch die innere Erlauberin ersetzen. Diese innere Erlauberin hat eine warme, weiche Stimme und erlaubt uns immer wieder, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und Frieden zu schließen mit uns selbst und der Situation. Denn auch Superheldinnen müssen ab und zu verschnaufen!

Quellenangaben

(1) Wittchen, H. U., & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie (Vol. 1131). Heidelberg: Springer.

(2) Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. (k.A.) http://www.zwaenge.de/diagnose/frameset_diagnose.htm Zugriff am: 19.07.2019

Kategorien: Burnout

Dr. med. Kjell R. Brolund-Spaether
Ärztlicher Direktor und Chefarzt Dr. med. Kjell R. Brolund-Spaether
Dr. med. Kjell R. Brolund-Spaether ist renommierter Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, bei dem stets der Mensch im Mittelpunkt steht: Dank seiner individuell abgestimmten, ganzheitlichen Behandlungspläne verbessert und personalisiert er die psychiatrische Versorgung kontinuierlich. Seine umfassende Expertise in der psychotherapeutischen und medikamentengestützten Behandlung erlangte er durch sein Studium der Humanmedizin an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, spezialisierte Weiterbildungen sowie seine langjährige Erfahrung in führenden Positionen. Seit 2019 ist Dr. med. Brolund-Spaether als Chefarzt und seit 2023 als Ärztlicher Direktor der LIMES Schlosskliniken AG tätig. 2024 trat er unserem Vorstand bei.

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