Die Akupunktur hilft nicht nur bei körperlichen Beschwerden, wie Kopf- oder Rückenschmerzen. Auch bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen ist sie eine bewährte Therapiemethode. Durch das Einsetzen von Nadeln in bestimmte Körperstellen soll der Energiefluss im ganzen Körper angeregt und in die Balance gebracht werden. Diese Körperenergie wird „Qi“ genannt. Unser Körper und unser Geist sind nur dann gesund, wenn das Qi ungehindert fließen kann.
Die Heilkunde der Akupunktur besteht schon seit über 2500 Jahren. Sie stammt aus der traditionellen chinesischen Medizin und wird seit den 1950er Jahren auch in unserem Kulturkreis genutzt. Patienten haben neben der Akupunktur teilweise schon von Verfahren wie Shiatsu, Qi-Gong, Feng-Shui, Akupressur oder der Verwendung von Blütenessenzen gehört. Auch diese Verfahren zielen auf das „Qi“ und sind nur einige Beispiele aus der Fülle der chinesischen Medizin.
Die Behandlung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen ist heutzutage immer stärker ganzheitlich orientiert. Das heißt, die Wechselwirkungen von Körper und Psyche werden betrachtet und versucht in Einklang zu bringen. Zu der klassischen psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlung kommen sog. „adjuvante“ Therapien, die den Genesungsprozess unterstützen. Beispiele sind Sport-, Ergo- und Physiotherapie, Kunsttherapie, Entspannungsverfahren, Achtsamkeit und eben die Akupunktur.
Die ersten Einsätze von Akupunktur in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung fanden im Bereich Sucht statt. Hier fand auch das NADA-Protokoll seinen Ursprung. Die Abkürzung NADA steht für National Acupuncture Detoxification Association. Hierbei handelt es sich um eine Ohr-Akupunktur.
Für die Akupunktur werden feine Einweg-Nadeln aus Stahl verwendet. Sie sind ca. 5 cm lang und werden 2-3 Millimeter tief in die Ohrmuschel gestochen. Die Akupunktur zielt auf fünf Punkte im Ohr, die in der Traditionell chinesischen Medizin für folgende innere Organe und deren Aufgaben stehen:
Das NADA-Protokoll hat aber noch einen weiteren Wirkfaktor. Es geht nämlich nicht nur um die Akupunktur: Die Sitzung soll insgesamt strukturiert und wohltuend sein und eine ruhige Atmosphäre schaffen.
Es zeigte sich, dass Akupunktur Unruhezustände, Ängste und Substanzverlangen während des Entzugs lindert (Deutsche Akupunktur Gesellschaft, 2019). Diese positiven Resultate führten dazu, dass die Akupunktur auch in anderen Bereichen der Psychiatrie eingesetzt wurde.
Vor allem Patienten mit Depressionen, Burnout, Traumatisierung und Angststörungen können von der Akupunktur profitieren, da bei diesen Erkrankungen meist eine hohe innere Unruhe und Anspannung vorliegt.
Aber wie genau nimmt Akupunktur Einfluss auf das Wohlbefinden? Akupunktur zielt primär auf körperliche Strukturen, z.B. innere Organe, ab und wirkt hier anregend, ausgleichend oder beruhigend. Daher wird sie auch als „Regulationstherapie“ bezeichnet. Der Energiefluss im Körper wird wieder in die richtigen Bahnen gelenkt.
„[Akupunktur] regt nebenwirkungsfrei die Selbstheilungskräfte von Körper und Psyche an.“ (Deutsche Akademie für Akupunktur, DAA e.V.)
Für wen eignet sich das NADA-Protokoll? In vielen psychiatrisch-psychotherapeutischen Einrichtungen wird das NADA-Protokoll zur Akupunktur angewandt. Dabei ist das Verfahren für alle Patienten geeignet. Es sind keine Nebenwirkungen oder Kontraindikationen bekannt. Durch das NADA -Protokoll kann ein erster Zugang zu Ressourcen und Entspannung geschaffen werden.
Die Akupunktur nach dem NADA-Protokoll findet in einem ruhigen Raum statt. Die Akupunktursitzung wird von einer Fachkraft durchgeführt, die eine Ausbildung im NADA-Protokoll durchlaufen hat. Sobald die Akupunkturnadeln im Ohr angebracht sind, entspannen die Patienten für 30-40 Minuten in Stille. Am Ende werden die Nadeln nacheinander entfernt und entsorgt.
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