Traumatische Erlebnisse, wie zum Beispiel ein Unfall oder ein Raubüberfall, hinterlassen unbewusste und bewusste Erinnerungen in unserem Gehirn. Diese können, wenn sie plötzlich und ungewollt auftreten, zu großem psychischen Leid führen. Die EMDR-Methode hilft dabei, traumatische Erinnerungen besser zu verarbeiten. Sie verbindet dazu rhythmische Augenbewegungen mit einem therapeutischen Gespräch über die Inhalte des Traumas.
Selbst wenn die körperlichen Verletzungen nach einem Unfall oder ähnlichem bereits geheilt sind, können die psychischen Folgen anhalten. Es kann sich eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln, die zu großer psychischer Belastung führt. Oft schrecken die Betroffenen mitten in der Nacht schweißgebadet auf, da sie unter Albträumen leiden. Manchen werden auch während ihres normalen Tagesablaufs urplötzlich an das Trauma erinnert und ungewollt in die Situation zurückversetzt.
Unbewusste Erinnerungen
Meistens können sich die Betroffenen nicht bewusst an das traumatische Erlebnis erinnern. Selbst wenn sie sich bewusst erinnern können, sind die Erinnerungen häufig nur bruchstückhaft. Der Grund dafür liegt darin, dass das Gehirn durch das Trauma unter enormen Stress stand und die Erlebnisse ungefiltert in das unbewusste Langzeitgedächtnis übertragen hat. Die Erinnerungen haben sich tief in das Gehirn eingebrannt, ohne dass sie vorher noch einmal bewusst verarbeitet wurden. Diese tief eingeprägten Gedächtnisinhalte können im Schlaf oder durch Triggersituationen unkontrolliert wiederauftauchen.
Verarbeitung von Gedächtnisinhalten im REM-Schlaf
Ein Trauma stört also die typische Arbeitsweise des Gehirns. Eigentlich verarbeiten wir Inhalte, die wir erleben, im Schlaf mehrere Male, bevor sie längerfristig abgespeichert werden. Diese Verarbeitung findet im sogenannten REM-Schlaf (Rapid Eye Movement – Schlaf) statt. In dieser Phase kommt es zu rhythmischen Augenbewegungen hinter den geschlossenen Lidern. An den Gehirnwellen lässt sich feststellen, dass das Gehirn während dieser Schlafphase aktiv ist und Gedächtnisinhalte sortiert, verbindet und speichert. Durch ein Trauma und dem daraus folgenden massiven Stress für Körper und Psyche wird diese Verarbeitung gestört.
Die EMDR-Methode nimmt den natürlichen Mechanismus des REM-Schlafs als Vorbild, um eine erneute Verarbeitung der traumatischen Gedächtnisinhalte zu ermöglichen. Durch die bewusste Verarbeitung können die Erinnerungen neu abgespeichert werden. Dies führt dazu, dass die Erinnerungen, selbst wenn sie plötzlich auftauchen, ihren Schrecken verlieren. Die Patienten lernen ihre Erinnerungen bewusst kennen, was den Umgang mit ihnen erleichtert.
Durchführung der EMDR-Methode
Bei der EMDR-Methode bewegt der Therapeut seinen Finger vor dem Gesicht des Patienten rhythmisch von links nach rechts. Der Patient folgt der Bewegung des Fingers mit den Augen. Währenddessen wird das traumatische Erlebnis im Gespräch aufgearbeitet. Hierzu stellt der Therapeut spezifische Fragen, die das Wiedererleben des Traumas anregen sollen. Es wird auf ein behutsames, schrittweises Vorgehen geachtet, damit der Patient nicht von verschütteten Erinnerungen überrollt wird.
Mechanismen der EMDR-Methode
Experten zufolge werden durch die EMDR-Methode verloren geglaubte Erinnerungen wachgerufen und können nachträglich bearbeitet werden. Dadurch verlieren die belastenden Erinnerungen ihren Schrecken. Es werden verschiedene Mechanismen diskutiert, die die Wirksamkeit der EMDR-Methode erklären können (nach Shapiro, 2017):
Wirksamkeit der EMDR-Methode Die EMDR-Methode klingt verblüffend einfach. Sie ist jedoch nicht wirksamer als andere Methoden der Konfrontation mit traumatischen Gedächtnisinhalten (Davidson & Parker, 2001). Nichtsdestotrotz können rhythmische Augenbewegungen und gleichzeitiges Wiedererinnern helfen, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten. Es handelt sich bei der EMDR-Methode somit um eine Ergänzung der psychotherapeutischen Arbeit bei PTBS, die den Therapieerfolg unterstützen kann.