Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland steigen rasant an. Nach einer kurzen Atempause im Sommer werden nun die Sicherheits- und Hygienevorkehrungen im Rahmen des November-Lockdowns wieder verschärft. Es ist ein Rückschlag für uns alle, auch wenn er zu erwarten war. Statt harter Zahlen, Fakten und Vorschriften sollen in diesem Artikel die emotionalen und psychischen Komponenten der Pandemie beleuchtet werden.
Die wohl bedeutendste psychische Komponente der Corona-Pandemie ist die reale und leider auch zum Teil begründete Angst vor einer schwer verlaufenden Infektion. Vor allem Risikopatienten mit Vorerkrankungen sind dieser Angst nun seit geraumer Zeit ausgesetzt. Zudem sorgen sich viele Menschen natürlich um ihre Angehörigen. Niemand möchte die Eltern, Großeltern oder andere Personen im nahen Umfeld durch eine schwere Corona-Infektion verlieren.
Was macht es mit uns Menschen, wenn wir uns über einen langen Zeitraum hinweg sorgen? Auf körperlicher Ebene führen lang andauernde Ängste zu einem erhöhten Stresslevel. Der Körper schüttet dann vermehrt das Stresshormon Cortisol aus. Auf lange Sicht ist dies für unseren Organismus schädlich. Wir sind anfälliger für Krankheiten und der ständige Alarmzustand zehrt an der psychischen und körperlichen Leistungsfähigkeit (Schandry, 2011). Außerdem besteht die Gefahr, dass sich die Sorgenspiralen gewissermaßen verselbstständigen. Wir verlieren dann die Kontrolle über unsere Angst-Gedanken und können eine Angststörung entwickeln.
Die sozialen Kontakte reduzieren sich in der Zeit der verschärften Maßnahmen. Veranstaltungen und Feiern werden abgesagt, wöchentliche Stammtische fallen aus und der Besuch wird weniger. Natürlich dient dies dem übergeordneten Zweck, die Infektionszahlen auf einem händelbaren Niveau zu halten. Dennoch fehlen uns die sozialen Kontakte. Einsamkeit und Isolation können sich einstellen. Dies drückt auf die Stimmung und kann zum einen bereits bestehende psychische Erkrankungen verschärfen oder aber deren Neuentstehung begünstigen. Der Bund der deutschen Psychologen (BDP) konnte bereits einen Anstieg an psychischen Krankheiten feststellen. Die in der Hochphase der Pandemie errichtete Telefonhotline wurde sehr viel genutzt, was für ein Sorgen und ein hohes Angstgefühl in der Bevölkerung spricht.
Wir müssen in der Corona-Pandemie einige Einschränkungen hinnehmen. Dies ist für viele eine ganz neue, unangenehme Erfahrung. Wir werden in unserer Freiheit begrenzt und selbst wenn dies die allermeisten Menschen als notwendig und sinnvoll erachten, so kann es doch belastend sein. Viele empfinden Dankbarkeit, für den Lebensstandard, den wir kennen. Aber sie sind auch melancholisch, gedämpfter Stimmung und sorgen sich verständlicherweise um ihre Zukunft. Hier sind vor allem Menschen zu nennen, deren wirtschaftliche Existenz durch die erneuten harten Regeln des November-Lockdowns gefährdet ist.
Experten gehen davon aus, dass die Einschränkungen durch die Pandemietraumatisierend wirken. Innerhalb kürzester Zeit wurde unser aller Leben stark beeinträchtigt. Diese Belastung sollten wir nicht unterschätzen und uns noch mehr als sonst die Zeit für uns selbst nehmen und aktiv an der Bewältigung der Situation arbeiten.
Denken sie nicht auch schon darüber nach, wie schön es wäre, mal wieder eine Reise zu unternehmen? Ganz sorgenfrei am Strand zu liegen und sich einfach nur zu entspannen? Oder eine große Feier zu veranstalten, mit allen lieben Menschen und sorgenfrei und losgelöst zu tanzen?
Da sind sie mit hoher Sicherheit nicht alleine. Leider sieht die Realität anders aus und wir müssen diese „Durststrecke“ bis auf weiteres aushalten. Die Hoffnung auf ein wirksames Medikament, einen Rückgang der Infektionszahlen oder gar auf einen Impfstoff bleibt jedoch. Bis dahin gilt es, es sich mit den verbleibenden Möglichkeiten eine gute Zeit zuhause zu machen. Tipps, um gut durch die Krise zu kommen, finden Sie am Ende des Artikels.
Interessanterweise berichten viele Menschen, dass ihnen die erzwungene Entschleunigung auch gut getan hat. So konnten beispielsweise Familien viel mehr gemeinsame Zeit zusammen genießen, als es im stressigen Alltag sonst der Fall ist. Auch wenn wir vieles vermissen, der etwas leerere Terminkalender hat auch seine guten Seiten. Es ist mehr Zeit und Raum entstanden für Selbstreflexion, Selbstfürsorge und die Pflege der wirklich engen sozialen Kontakte.
Auch das Arbeitsleben hat sich bei vielen ins Positive verändert. Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung vorangetrieben und war für viele Arbeitgeber ein Aufbruch in flexiblere Arbeitsmodelle, beispielsweise durch Home Office oder das Umstellen auf digitale Formate. Nichtdestotrotz sind nicht alle Menschen gleich zufrieden im Home Office. Manchen fällt zuhause die Decke auf den Kopf und sie vermissen ihr kollegiales Umfeld.
Über die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen gibt es bis zu einem bestimmten Grad geteilte Meinungen. Die Diskussionen in der Politik spiegeln dies wider. Zudem bietet die Pandemie einen Nährboden für Verschwörungstheorien und demokratiefeindliche Strömungen. Es kommt immer häufiger vor, dass wir auf Menschen treffen, mit denen wir unsere Meinung bezüglich der Corona-Pandemie und der Schutzmaßnahmen nicht teilen. Es ist die Frage, wie mit diesen unterschiedlichen Meinungen umgegangen werden kann. Der Dialog untereinander ist mit Sicherheit immer sinnvoll. Sich einfach mal zuzuhören und zu versuchen, die Sicht des anderen zu verstehen, kann ein hilfreicher Schritt sein. Auch wenn die Meinungen stark auseinander gehen, sollten die gängigen Umgangsformen und der gegenseitige Respekt gewahrt werden.
Am Ende kann es dann manchmal nur heißen: „Let’s agree to disagree“, was so viel heißt wie „Lassen wir uns darauf verständigen, dass wir unterschiedlicher Meinung sind“. Die endgültige Klarheit, was in der Pandemie hilfreich war und was nicht, werden wir wohl erst in ein paar Jahren erlangen, wenn die Pandemie überwunden oder aber unter Kontrolle ist.
Die zweite Welle der Corona-Pandemie lässt die Zeiten gerade sind nicht sonderlich schön wirken. Alle haben in der Corona-Pandemie ihr Päckchen zu tragen und jeder würde sich ein sofortiges Ende der Pandemie wünschen. Aber, es nützt nichts, wir müssen unser Bestes geben, körperlich und psychisch so unbeschadet wie möglich durch diese Zeit zu kommen. Wir haben für sie ein paar Tipps, Gedankenspiele und Anregungen zusammengestellt, die ihnen jetzt helfen können. Zudem legen wir Ihnen unseren Artikel mit dem Titel Umgang mit schwierigen Gedanken ans Herz. Auch dort gibt es Hilfestellungen im Umgang mit Sorgen und Ängsten.
Wir wünschen Ihnen, dass sie gesund und mit einigermaßen guter Laune durch diese schwierigen Zeiten kommen. Lassen Sie sich nicht unterkriegen!