Für viele Menschen beginnt langsam die schönste Zeit des Jahres: Voller Vorfreude werden Geschenke gekauft, das Zuhause feierlich dekoriert und das Weihnachtsmenü geplant. Die hohen Erwartungen an den krönenden Abschluss des Jahres werden auch durch Medien und Social Media geschürt: Wir werden ständig mit dem vermeintlich „perfekten Weihnachten“ konfrontiert – inklusive Glitzerkugeln, Kerzenschein, Wohlfühlatmosphäre, teuren Geschenke, gutem Essen und „Quality Time“ mit der ganzen Familie.
Wenn bei Ihnen bereits beim Lesen des ersten Abschnitts erste Stresssymptome auftauchen – Sie sind nicht allein! Wer schon einmal an einem Adventssamstag durch die überfüllte Stadt gehetzt ist, um die auf die Schnelle noch das letzte Geschenk zu finden, der weiß vermutlich, wovon wir sprechen.
Dieser allbekannte Weihnachtsstress kann jeden von uns treffen, aber bei Menschen, die unter Depressionen leiden, schlägt er meistens noch heftiger zu. Das Fest der Feste wird so eine noch größere Herausforderung. Auch für Menschen, die nur wenige soziale Kontakte haben und an Einsamkeit leiden, ist die Weihnachtszeit mit vielen Sorgen verbunden. Schauen wir uns daher die Weihnachtszeit einmal aus der Perspektive von Menschen mit Depressionen und einsamen Menschen an.
Betroffene mit einer Depression leiden an den Feiertagen oft unter Schuldgefühlen gegenüber ihren Lieben und möchten zumindest an den Weihnachtstagen „fröhlich“ sein. Das ist anstrengend und die Stimmung kann in Sekundenbruchteilen umschlagen: Das falsche Geschenk, das verbrannte Essen, die strenge Schwiegermutter.
Alle Jahre wieder
Zu den hohen Erwartungen kommen noch weitere depressionstypische Probleme hinzu. Neben der Antriebslosigkeit und dem Empfinden von weniger Freude und Interesse, haben viele Betroffene starke Entscheidungsschwierigkeiten (Messer & Hermann, 2018). Die vielen Reize in der Stadt überfluten die Sinne, die Produktauswahl ist riesig, die Zeit drängt… Die Überforderung kann schnell in eine Art verzweifelte Schockstarre führen.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Weihnachtszeit ein Auslöser für Depressionen ist. Diesen Zusammenhang und die daraus folgende Diagnose „Weihnachtsdepression“ gibt es laut Experten jedoch nicht. Dennoch ist das Phänomen natürlich bekannt und wird viel diskutiert.
Es gibt folgende Erklärungen für die Weihnachtsdepression: Zum einen fällt Weihnachten in unseren Breitengraden in die dunkle Jahreszeit und zu wenig Sonnenlicht kann zu Beeinträchtigungen der Stimmung führen. Bekannt und nachgewiesen ist die Herbst- und Winterdepression (auch saisonal abhängige Depression genannt). Die Weihnachtsdepression könnte also im Zuge einer Herbst- und Winterdepression entstehen. Auch eine bereits bestehende Depression kann sich um die Weihnachtszeit herum verschlimmern.
After-Feiertagsblues
Viele Menschen kennen auch das Phänomen, dass der nasskalte Winter erst dann richtig auf die Stimmung schlägt, wenn die Weihnachtszeit und die Silvesternacht und die damit verbundenen Feierlichkeiten vorbei sind. Hier sprechen Experten manchmal von einer „Entlastungsdepression“, die entsteht, wenn der Druck abfällt. Die nasskalten und dunklen Monate Januar, Februar und März können sich ewig anfühlen und ziemlich auf die Stimmung drücken.
Auch für einsamen Menschen ist die Weihnachtszeit eine schwere Zeit. Mit wem sollen die Festtage verbracht werden? Wie soll man verhindern, dass einem allein zuhause die Decke auf den Kopf fällt?
Einsamkeit kann jeden treffen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass sich jeder zehnte Deutsche über 45 Jahren einsam fühlt (Deutsches Zentrum für Altersfragen). Aber auch jüngere Menschen können einsam sein, denn die Gründe für Einsamkeit sind vielfältig. Todesfälle von Partnern oder Familienangehörigen, Umzüge in fremde Städte, wenig Freizeit, in der neue Leute kennengelernt werden können oder Arbeitslosigkeit sind nur ein Teil der Gründe weshalb man sich einsam fühlen kann.
Um die Weihnachtszeit verstärkt sich dann das Gefühl der Einsamkeit noch, denn der Wunsch ist oft riesig, diese Tage im Kreis von Familie und Freunden zu verbringen. Für sich alleine ein tolles Weihnachtsmenü zu zaubern und den Tannenbaum zu schmücken wird dann nicht als schön empfunden, sondern erinnert immer nur an die eigene Einsamkeit.
Wichtig zu wissen: Einsamkeit und ihre Folgen
Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen für unser Wohlbefinden den Kontakt mit anderen Menschen. Daher ist Einsamkeit sowohl für unser psychische als auch unsere körperliche Gesundheit ein Problem. Auf psychischer Ebene kann Einsamkeit Depressionen und Demenz begünstigen und ein Grund für Suizid sein (Spitzer, 2016). Auf körperlicher Ebene kann Einsamkeit chronische Krankheiten verschlimmern oder durch den Bewegungsmangel Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Sie merken, die Weihnachtszeit bringt nicht nur Schönes mit sich. Was können wir tun? Egal ob wir gesund sind, an Depressionen leiden oder einsam sind, wir können uns die Tage mit ein paar Tipps und Tricks doch etwas entspannter, schöner und geruhsamer machen.
Kategorien: Depressionen